Wilhelm Steinhausen

Der Jüngling zu Nain (1914), Lukaskirche

 

 

 

Wilhelm Steinhausen (Text aus Juli 1916):

"Es drängte mich, mit dem Bilde "Der Jüngling zu Nain" (Luk. 7, 11-15) die Darstellung zu beginnen.

Der Krieg - immer noch währt er und seine Macht auf die Einbildung und auf die Geschicke der Menschen - er ist es, der, ach, wieviele Mütter ihrer Söhne beraubt hat. Von wievielen wird auch gesagt werden wie von seiner Mutter: sie war eine Witwe und der Tote ihr einziger Sohn. Wie, wenn ihnen auch gesagt würde: "Weine icht!" und "Er gab ihn seiner Mutter"!"

Erläuterungen:

Besagtes Bild ist zwar nicht das erste, das Steinhausen nach Beginn des Ersten Weltkrieges (1914) malte , wohl aber das erste auf der Nordwand.

- Einer der beiden Söhne Steinhausens, als Soldat, und zwei seiner vier Töchter, als Sanitäterinnen waren in der Schlachtenhölle Verdun (alle überlebten), während der Vater, Wilhelm, weiter Bilder für die Nordwand malte.

- Das Wort "Einbildung" ist neutral gemeint im Sinne von "sich ein Bild machen".

- Unter den Bildern der Nordwand fanden während des Ersten Weltkrieges wöchentlich Andachten statt; das Gemeindehaus war vier Jahre lang als Lazarett eingerichtet.

- Das Bild verbrannte bei einem Bombenangriff am 22. März 1944 mit allen anderen. Die Gemälde durften nicht gesichert werden, was behördlich 1939 angeordnet worden war. Steinhausen war 1937 im Thieme-Becker-Kunstlexikon kategorisiert als "Sohn einer jüdischen Mutter", seine Kunst wurde deshalb als "nicht schützenswert" eingestuft.